HIGHLIGHTS

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Ausstellung: Sex Now x NRW Forum | Düsseldorf

STANDORT

NRW Forum | Düsseldorf
Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf
Webseite
https://www.nrw-forum.de

Datum

Fr.. 05. September 2025 - So.. 03. Mai 2026

Uhrzeit

8:00 - 18:00

PREIS

ab 12 €

Labels

Ausstellung

Ausstellung: Sex Now x NRW Forum | Düsseldorf – Sex kann Menschen verbinden, befreien, verletzen und kontrollieren. Mit der Ausstellung SEX NOW lädt das NRW-Forum Düsseldorf dazu ein, Lust, Körper und Begehren in all ihrer Komplexität zu entdecken. Von Latexmode, Möbeldesign, Fotografie und Medienkunst bis hin zu Puppen und Toys: In zehn thematischen Räumen mit rund 400 Objekten inszeniert die Schau einen intimen Dialog über Sexualität und Gesellschaft. Sie erzählt von erotischen Fantasien, queeren Perspektiven und neuen Realitäten – frei von Tabus und Stigmata. Begleitend zur Ausstellung startet das NRW-Forum einen eigenen OnlyFans Account, in dem exklusives Material und Einblicke hinter die Kulissen unzensiert geteilt werden.  

Von tradierten Geschlechterrollen über die sexuelle Revolution der 1968er Jahre bis hin zu aktuellen Debatten: SEX NOW gibt zu Beginn einen historischen Überblick über die sich wandelnde Sexualmoral hin zur #Sexpositivität. Objekten wie dem Sexualkunde Atlas von 1969 oder einer lila Latzhose als Sinnbild der politischen Emanzipation, steht der Fleshie Fountain, eine Installation der Künstlerin Peaches gegenüber: Ursprünglich für männliche Selbstbefriedigung konzipierte Sextoys aus Silikon werden hier zu autonomen Wesen, die sich gegenseitig befriedigen und so patriarchale Machtverhältnisse unterlaufen. In Whose Jizz Is This? reflektiert Peaches historische Dimensionen von Sex, Queerness und Politik.

„Wir wollen mit dieser Ausstellung einen offenen, humorvollen und zukunftsgewandten Diskurs über Sex anstoßen“, sagt Alain Bieber, Kurator der Ausstellung und künstlerischer Leiter des NRW-Forums, „weltweit bemerken wir, dass sexuelle Freiheit und Aufklärung gerade unter Druck geraten. Gerade angesichts all der Konflikte und Spannungen auf der Welt sollte unsere Devise wieder lauten: Make Love, Not War.“

Das Publikum erwarten interaktive Stationen und Fun Facts, die spielerisch Wissen und sexuelle Aufklärung vermitteln. So können die Besucher*innen beispielsweise ihre Kenntnisse zu Mythen und Fakten rund um Sex testen, oder beim Sexoscope eigene Prognosen zu Zukunftsvisionen von Sexualität aufstellen und kommentieren.

Die raumgreifende Installation #Fluffy Library, eine queere Bibliothek der nicht-binären Künstler*in Antigoni Tsagkaropoulou, lädt das Publikum dazu ein, neue Sichtweisen auf Geschlecht, Sexualität und Zugehörigkeit zu entdecken: Im Zentrum der Arbeit steht Fluffy, ein geschlechtsfluides Wesen, das Geschichten verschlingt und in Wissen verwandelt. Umgeben von Kissen, transfeministischer Literatur, Graphic Novels und weiteren Plüschfiguren wird die Installation zu einem Rückzugsort für Besucher*innen. Hier finden während der Laufzeit Veranstaltungen, wie ein monatlich stattfindender queer-feministischer Lesekreis statt. Außerdem kommen in der Talkreihe Im Bett mit… an ausgewählten Terminen verschiedene Gäste wie die Journalistin Anja Schimanke, der Autor Mohamed Amjahid oder Sexologin Gianna Bacio über unterschiedliche Themen im Zusammenhang von Sexualität und Aufklärung ins Gespräch.

Das Kapitel #Untenrum widmet sich gesellschaftlichen Klischees rund um Zuschreibungen von Geschlechtsidentität und primären Geschlechtsorganen: Ob als Symbol für Macht oder Fruchtbarkeit – Geschlechtsorgane wurden lange Zeit kulturell und politisch aufgeladen. So steht der Penis symbolhaft für Kraft und Kontrolle. Die Klitoris war – da sie keine Rolle in der Fortpflanzung spielt – jahrhundertelang aus medizinischer Sicht unbedeutend. In diesem Raum zeigen die präsentierten Arbeiten, wie lückenhaft, verzerrt und binär die Vorstellungen von Geschlecht oft sind. Das sexualpädagogische Kunstkollektiv Glitterclit will niedrigschwellig Körperwissen vermitteln und ist mit anatomisch korrekten Genitalmodellen aus buntem Stoff und Glitzer in der Ausstellung vertreten. Die Modelle bestehen aus einzelnen Teilen, die von Besucher*innen interaktiv zusammengesetzt oder auseinandergebaut werden können.

Neben den haptischen Erlebnissen erwartet das Publikum auch eine akustische Rauminstallation. Das Künstlerduo Andreas Ullrich und Tatjana Bikic beschäftigt sich in Er klimpert meinen Schmerz mit seinen Fingern / Killing me softly mit ASMR (Autonome sensorische Meridianreaktion): akustischen Reizen, die ein körperliches Kribbeln erzeugen. Im Zentrum steht ein Washitsu, ein japanisch inspiriertes Zimmer, mit einer Tantra-Liege. In der mehrkanaligen Klangkomposition gleiten Finger über Oberflächen, Verpackungen knistern, Objekte werden ausgepackt. Die verwendeten Texte basieren auf Beschreibungen haptischer Kunstwerke, ergänzt durch zeitgenössische Anleitungen für Sex Toys, die auf traditionellen Schriftrollen kalligrafisch umgesetzt sind. Die Installation verwischt die Grenzen zwischen Alltag und Erotik, Klang und Körper, Vorstellung und Begehren. Sie ist ein sinnliches Experiment zwischen Kunst und Klang.

Das Kapitel #MeToo versammelt künstlerische Positionen, die sich mit Gewalterfahrungen, Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen beschäftigen. Sexuelle Gewalt vor allem gegen Frauen ist kein Einzelfall, sondern ein strukturelles Problem, dessen globales Ausmaß durch die gleichnamige #MeToo-Bewegung 2017 mithilfe sozialer Medien sichtbar gemacht wurde. Die Normalisierung von Gewalt gegen Frauen thematisiert auch die indische Künstlerin und Frauenrechtsaktivistin Poulomi Basu. In ihrer multimedialen Arbeit Fireflies verarbeitet sie ihre eigenen patriarchalen Missbrauchs- und Gewalterfahrungen und die ihrer Mutter. In einer Reihe inszenierter Porträts setzt sie sich mit Missbrauch und Traumata auseinander, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, und mit der Frage, wie man einen Ausweg aus dieser Situation finden kann.

Patriarchale Strukturen durchziehen ebenso kommerzielle Pornografie, die unser Bild von Lust, Körpern und Beziehungen prägt – weit über den Bildschirm hinaus. Neben unrealistischen Körperbildern bestimmten lange Zeit stereotype Darstellungen den Mainstream. Männer werden als unermüdliche Performer und Frauen als passive Objekte inszeniert, deren einzige Aufgabe es ist, die Wünsche des Mannes zu erfüllen. Neue Strömungen fordern diese Darstellungen heraus. Als Gegenentwurf zur PorNo-Bewegung setzt sich die #PorYes-Initiative für einvernehmliche, feministische und gendergerechte Pornografie ein. Eine Auswahl an Filmen von Produzentinnen wie Paulita Pappel oder Erika Lust sind in diesem Bereich der Ausstellung zu sehen.

Einvernehmlichkeit, Vertrauen und Sicherheit sind wesentlicher Bestandteil bei der Ausübung insbesondere solcher sexuellen Praktiken, die sich jenseits gesellschaftlicher Standards bewegen. Das Kapitel #Kinky widmet sich diesen unkonventionellen Vorlieben rund um Macht- und Rollenspiele, Fesseltechniken sowie gezielten Sinnesreizungen und würdigt den Kink als kulturelle Praxis, dessen Ästhetik längst Teil des Mainstreams geworden ist. Neben erotischen Skulpturen und Accessoires sind in diesem Raum auch Kleidungsstücke der Online-Plattform TastySlips ausgestellt. Getragene Socken, Sportkleidung oder Unterwäsche mit Rückständen von Körperflüssigkeiten: Die Plattform bedient eine spezifische Fetisch-Community, deren sexuelle Erregung sich auf getragene Kleidung und deren haptische Eigenschaften und Gerüche richtet.

Guter Sex beginnt mit dem eigenen Körper. Sich selbst wohlzufühlen, die eigenen Wünsche zu kennen und für sich zu sorgen, darum geht es bei #SexualWellness. Sex Toys haben wesentlich dazu beigetragen, Intimität als Mittel der Selbstfürsorge, Selbsterkundung und Entspannung zu entdecken. Dildos gibt es seit der Antike. Mit dem technischen Fortschritt kamen in den 1880er Jahren die ersten elektronischen Vibratoren auf den Markt – zunächst zur medizinischen Massage, nicht zur sexuellen Anwendung. Erst in den 1970er Jahren begann ein kultureller Wandel: Bücher wie Nancy Fridays “My Secret Garden”, der Beate-Uhse-Katalog oder Erotikmessen machten weibliches Begehren öffentlich. Und die Branche entwickelte sich weiter – von Gummiprodukten hin zu nachhaltigen, app-gesteuerten Hightech-Toys oder erotischen Hörbüchern. So sorgen sexy Hörspiele von femtasy in diesem Raum für Entspannung beim Publikum.

Sex und Liebe in virtuellen Welten: Mit #Eroticissima hat die 3D-Künstlerin Miyö van Stenis weltweit den ersten Sex- und Liebessimulator im Metaverse geschaffen. Entstanden, während der COVID-Pandemie, stellt das Projekt die Frage, wie sich Sexualität unter digitalen Bedingungen weiterentwickeln kann. Genderfluide Avatare erkunden in virtuellen Räumen neue Formen von Nähe, Begehren und digitaler Sinnlichkeit. Bewegungen, Verführung und Berührung lassen sich in Echtzeit steuern – das gegenseitige Einverständnis vorausgesetzt. Vor jeder Begegnung steht ein Gespräch über Wünsche und Grenzen. Eroticissima bietet Besucher*innen die Möglichkeit, in einem geschützten Raum die Simulation auszuprobieren – nicht voyeuristisch, sondern interaktiv.

Virtuelle Beziehungen, Dating-Apps oder KI-Sexpuppen geben bereits einen Einblick in die Zukunft sexueller Begegnungen – als Ersatz für reale zwischenmenschliche Nähe. #Futuresex vereint unterschiedliche künstlerische Positionen, die sich mit Intimität im Zeitalter digitaler Technologien beschäftigen. Der Hongkonger Künstler Zheng Bo entwirft dazu in seiner Videoarbeit Pteridophilia einen radikalen Gegenentwurf zur digitalen Welt: Indem junge Männer in einem Wald sinnliche Begegnungen mit Farnen erleben, untersucht der Künstler die Verbundenheit zwischen Menschen und Natur. Auch Studierende der Hochschule Düsseldorf entwerfen in Illustrationen ihre erotischen Zukunftsbilder.

SEX NOW präsentiert in zehn Räumen Künstler*innen, Designer*innen und Aktivist*innen, die mit ihren Arbeiten zur Emanzipation beitragen und sexuellen Minderheiten mehr Sichtbarkeit verschaffen. Die Ausstellung versteht sich als Angebot der Aufklärung in einem Bereich, der trotz sexueller Revolution und Kommerzialisierung noch immer von Ungleichheit und Scham geprägt ist.

Parallel zum Beginn der Schau startet das NRW-Forum einen Account auf OnlyFans. Die Plattform ist dafür bekannt – anders als andere Social-Media-Kanäle wie Instagram, TikTok oder Facebook – freizügige pornografische Inhalte unzensiert zu zeigen. Unter @sexnow_nrwforum wird eine Auswahl der in der Ausstellung vertretenen Werke zu sehen sein sowie auch ein exklusiver Einblick hinter die Kulissen gewährt.

Kurator*innen: Als Kuratorenteam haben Alain Bieber (Künstlerischer Leiter des NRW-Forum Düsseldorf) und Judith Winterhager (kuratorische Assistenz) die Ausstellung Sex Now gemeinsam entwickelt.

Quelle: Veranstalter oder Veranstalterin. Kurzfristige Termin- oder Programmänderungen nicht ausgeschlossen. Alle Angaben ohne Gewähr. 

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