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My Private Jesus — von Lea Ruckpaul nach einer Idee von Eike Weinreich
— Uraufführung am 3. Dezember 2022 — Schauspielhaus, Kleines Haus
Lea Ruckpaul verkörpert radikale und herzzerreißend kämpferische Frauenfiguren auf der Bühne – und manchmal auch Männerfiguren. Ebenso kompromisslos gibt die Schauspielerin, die in zahlreichen Rollen am Düsseldorfer Schauspielhaus zu erleben ist, nun ihr Debüt als Dramatikerin. »My Private Jesus« geht von einer höchst streitbaren These aus: Jeder Mensch hat das Recht, sich das eigene Leben zu nehmen. Die junge Pi – benannt nach der Kreiszahl, die gegen unendlich geht – verkündet ihren bevorstehenden Selbstmord. Freund*innen und Familie sind angemessen entsetzt, doch kein noch so hartnäckiges Nachfragen kann Pi dazu bewegen, die Gründe für ihren bevorstehenden Suizid offenzulegen. Stattdessen macht die junge Frau den zukünftigen Hinterbliebenen ein Angebot: Zum Ausgleich für die schmerzhafte Lücke, die ihr Tod reißen wird, will sie jedem der Anwesenden einen Wunsch erfüllen. Die Aufregung und das Unverständnis sind groß, doch nach und nach offenbaren Freund*innen und Familienmitglieder ihre geheimsten Sehnsüchte. Spätestens hier erweist sich Ruckpauls Text als böse Parabel auf unsere Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft. Pi erfüllt alle an sie gerichteten Wünsche, jedoch anders, als man es von ihr erwartet. Lea Ruckpauls weiblicher Jesus ist kein duldsam leidender Mensch, der die Sünden der Welt auf sich nimmt, sondern ein Trickster, der die Gier und den Narzissmus eines jeden ans Licht bringt und der Gesellschaft so den Spiegel vorhält.

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