KUNST-NEWS

K21 | Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Neue Werke in der Sammlung

150 Neuerwerbungen internationaler Kunststars

Das sagen wir: Das Museum K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erfreut sich eines kontinuierlich erneuernden Angebots, das aktuell, vielstimmig und digital ausgerichtet ist. Durch die Neugestaltung großer Teile der Sammlung präsentiert das Museum über 150 neue Werke renommierter internationaler Kunststars. Unser Fazit: Hingehen und faszinieren lassen.

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PRESSEMITTEILUNG

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen richtet große Teile der Sammlung im K21 – dem Haus für Gegenwartskunst – neu ein und präsentiert mehr als 150 Neuerwerbungen internationaler Kunststars wie Henrike Naumann, Hito Steyerl, Anys Reimann, Simon Denny, Sabrina Fritsch, Sabine Moritz, Senzeni Mthwakazi Marasela, Sol LeWitt, Reinhard Mucha, Carsten Nicolai, Marcel Odenbach, Raqs Media Collective und Ursula Schulz-Dornburg. Zu diesem Anlass lädt die Kunstsammlung am 20.6.2023 ab 18 Uhr zur Eröffnung der neuen Räume ins K21 ein. Zur Begrüßung spricht die Direktorin Susanne Ga- ensheimer und die Kuratorin Doris Krystof. Viele Künstler*innen werden an- wesend sein. Art Guides beantworten Fragen. Im Pardo’s gibt es Drinks mit DJ. Der Eintritt ist frei.

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen legt den Fokus auf eine vielstimmige Er- weiterung der Sammlung durch zeitgenössische, diverse und international renom- mierte Positionen. Zu den neusten Erwerbungen gehören Arbeiten von Sabine Moritz, Ursula Schulz-Dornburg, Marcel Odenbach, Henrike Naumann und Anys Reimann. Ein Doppelraum ist den Werken von Senzeni Mthwakazi Marasela ge- widmet, der Gewinnerin des erstmals in diesem Jahr von den Freunden der Kunst- sammlung verliehenen K21 Global Art Award. Die neu installierten Räume vereint die Frage, wie sich kollektive und persönliche Erinnerungen (un-)sichtbar in Orte und Landschaften einschreiben können. Wie werden historische Ereignisse in Landschaften les- und erfahrbar? Welche Bedeutung haben historische Gedenk- stätten in der Gegenwart? Mit Fragen wie diesen wird das K21 zu einem Ort, an dem vergessene und unterdrückte Geschichte sowie persönliche Erfahrungen durch künstlerische Aufarbeitungs- und Archivierungsprozess neu verhandelt und diskutiert werden können. Die Werke führen zu einer Reihe unterschiedlicher Orte, von Jena-Lobeda bis Palmyra, von Buchwald über Dakar nach Soweto.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der Sammlungspräsentation liegt auf den aktuellen Herausforderungen der digitalen Welt. Die raumgreifenden Installationen von Hito Steyerl, Carsten Nicolai, Ed Atkins, Simon Denny, Sabrina Fritsch, Isa Genzken und Raqs Media Collective beschäftigen sich mit der Einsamkeit im Digi- talen, der Verbreitung anti-demokratischer Ideologien über algorithmische Strukturen oder dem Einfluss neuer Technologien auf das Verständnis von Individuum und Gemeinschaft.
Die neuen Sammlungswerke sind immersiv, medienübergreifend und wurden zusammen mit den Künstler*innen vor Ort neu installiert. Die Arbeiten reichen von Zeichnungen und Gemälden über Rauminstallationen bis zu Fotografien, Textilarbeiten, Collagen zu Werken der Videokunst.

Neue Sammlungspräsentation im K21

Mit der neuen Sammlungspräsentation werden die von Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, verfolgten Ziele deutlich, zentrale Werke international renommierter, zeitgenössischer Künstler*innen in die Sammlung zu integrieren und die Sammlung sukzessive um nicht-westliche, junge und politisch-engagierte, künstlerische Perspektiven zu erweitern.

Den Auftakt zum Rundgang in der zweiten Etage macht ein Doppelraum mit Werken der Künstlerin Sabine Moritz (*1969 in Quedlinburg). Die für die Kunstsammlung erworbene, aus über einhundert Blättern bestehende Zeichnungsserie Lobeda (1992-1993) ist eng verbunden mit der Biografie der Künstlerin. Gleichzeitig thematisiert sie ein zentrales Kapitel urbaner Architektur in der Moderne. In der DDR auf- gewachsen, gelangte Moritz mit ihrer Familie per Ausreiseantrag kurz vor dem Mauerfall in die BRD, wo sie 1992 ein Kunststudium begann. Die aus der Erinne- rung gefertigten Bilder vermitteln die in dem Neubauviertel staatlich verordnete Utopie eines gemeinschaftlich sozialen Zusammenlebens. Die narrative Struktur der Zeichnungen zeigt ein besonderes Interesse an Serie, Modulation und Variation. Die Erinnerung an die untergegangene Welt der DDR verarbeitete Moritz auch in einer Reihe von Gemälden, die ihren Weg als Malerin begründen.

Im nächsten Doppelraum wird in einer sorgfältig gestalteten Präsentation der Ankauf eines großen fotografischen Konvoluts der Künstlerin Ursula Schulz-Dornburg (*1938 in Berlin) gezeigt. Sie vereint die beiden scheinbar gegensätzlichen Genres der konzeptuellen und der dokumentarischen Fotografie. Ihre seriellen Bildzyklen zeigen archaische, karge Landschaften und entstehen auf ausgedehnten Reisen zumeist in den Nahen und Mittleren Osten. Der Horizont, das Licht und die Weite der Landschaft gehören zu den formalen Konstanten der in Schwarz-Weiß gehaltenen Fotografieserien. Hinter der unverwechselbaren Ästhetik der Bilder steht Schulz-Dornburgs starkes Interesse am historisch-politischen Hintergrund der Regionen.

Es folgt die große Installation Wartesaal (1997) von Reinhard Mucha (*1950 in Düsseldorf), eine Leihgabe des Künstlers. Jedes der 242 selbstgemalten Bahnhof- schilder zeigt einen Ortsnamen mit sechs Buchstaben, den Mucha einem Tarifver- zeichnis der Deutschen Bahn entnommen hat. Die durch die Eisenbahn verbunde- nen Orte sind Wegmarken eines Verbindungsnetzes, das im 19. und 20. Jahrhundert wirtschaftlichen Aufschwung und Industrialisierung aber auch den industriell organisierten Massenmord während des Nationalsozialismus ermöglicht hat.

Die raumgreifende Videoprojektion Beweis zu nichts (2016) von Marcel Oden- bach (*1953 in Köln) beruht auf Archivrecherchen und aufwendigen Filmaufnah- men in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Die Überblendung von historischem Dokumentarmaterial vermittelt die Symbolik von Erinnern und die Vielschichtigkeit von Gedenken und Aufarbeitung. Montage und Collage prägen sowohl die Videos als auch die Papierarbeiten von Marcel Oden- bach, der seit den späten 1970er Jahren mit dem Medium Video arbeitet und als Pionier die Entwicklung der Videokunst stark geprägt hat.

Im Nachbarraum zeigt die Installation Das Reich (2017) von Henrike Naumann (*1984 in Zwickau), wie Wohnmöbel als skulpturales Material benutzt werden und Zusammenhänge von Gesellschaft und privatem Leben sichtbar machen. Das Set hat seinen Ausgangspunkt in Naumanns großer Ausstellung 2017 im Bankettsaal des Berliner Kronprinzenpalais, wo Vertreter der BRD und der DDR am 31. August 1990 den Einigungsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten unterzeichneten. Mit diesem Datum hörte die Bundesrepublik Deutschland für die sogenannte Reichsbürgerbewegung auf zu existieren. Auch in der Videocollage greift Naumann die pseudo-germanische Bildrhetorik der Neuen Rechten auf und vermischt sie mit dokumentarischem Filmmaterial aus der deutsch-deutschen Geschichte.

Im Gegenüber thematisiert Anys Reimann (*1966 in Düsseldorf) in ihren Collagen das ambivalente Identitätsfeld von Selbstpräsentation und Fremdzuschreibung. Ihre collagierten Porträts setzen sich aus Bildern aus Hochglanzmagazinen und Bildmaterial aus dem Internet zusammen. Stets kombiniert sie Schwarze und weiße Körperteile, und verbindet, erweitert und verändert sie mit malerischen Ein- griffen. So bilden die einzelnen Teile eine neue Identität, die über die Summe ihrer Einzelteile hinausreicht. Die Porträt-Serie geht auf den berühmten Film „La Noire de …“ (Die Schwarze aus …) (1966) des senegalesischen Regisseurs Ousmane Sembène zurück. Dem darin verfolgten Schicksal eines Dienstmädchens aus Dakar in einer französischen Familie widersetzen sich Reimanns stolze Porträtdar- stellungen als weiblich gelesener Personen.

Senzeni Mthwakazi Marasela (*1977 in Johannesburg) ist die erste Preisträgerin des neuen Kunstpreises K21 Global Art Award, der durch die Freunde der Kunst- sammlung Nordrhein-Westfalen verliehen wird. Sie ist eine interdisziplinäre Künst- lerin, in deren Œuvre sich Performance, Fotografie, Video, Stickerei, Druckgrafik und Installationen vereinen. Im Zentrum ihrer Arbeit Ijeremani Lam I-V (2013-2019), die Teil von Maraselas Doppelraum ist, steht ein rotes Kleid. Es ist ein ornamental bedrucktes Iseshweshwe-Kleid, das in der südafrikanischen Xhosa-Kultur von ver- heirateten Frauen getragen wird und das Marasela mit der Geschichte ihres fiktiven Alter Egos Theodora Mthetyane verknüpft hat. Die textilen Umbhaco-Werke der Serie Waiting For Gebane (2018) sind Relikte von Maraselas sechsjähriger Perfor- mance, in denen sich die Erinnerungen, Erfahrungen und traditionellen Vorstellun- gen von Theodora spiegeln.

Den Rundgang in der neu eingerichteten zweiten Etage beschließt ein besonderer Erinnerungsraum, der seit 2002 im K21 seinen Platz im ehemaligen Plenarsaal des Landtags von NRW hat: Das Deutschlandgerät (1990/2002/2022) von Reinhard Mucha entstand 1990 für den deutschen Pavillon auf der 44. Biennale von Venedig. Der wuchtige Titel weist im Jahr der deutschen Wiedervereinigung nur scheinbar auf die Befürchtungen vor einem womöglich wiedererstehenden großen Deutschland. Tatsächlich bezieht sich Mucha mit Das Deutschlandgerät auf eine im 19. Jahrhundert von der Firma Deutschland erfundene hydraulische Pumpe. Er zi- tiert damit wie häufig in seinen Skulpturen ein Kapitel rheinische Industriegeschichte im Umfeld seines Ateliers im ehemaligen Düsseldorfer Güterbahnhof. Im Jahr 2021 erfuhr Das Deutschlandgerät eine weitere Überarbeitung, als Mucha 15 Flachbildschirme sowie eine kleine Wandvitrine hinzufügte, in der die ihm von der Biennale verliehene Auszeichnung „Menzione d’Onore“ aufgehoben ist. 

Eröffnung: 20. Juni 2023, 18 Uhr im K21 Es spricht:
–  Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen
–  Doris Krystof, Kuratorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Künstler*innen sind anwesend.
Mit Art Guides, Drinks & DJ im Pardo’s
Eintritt frei

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